1874
Leute aus Neuwied in aller Welt
Die Brüdergemeine Neuwied war keine in sich geschlossene Gemeinde, sondern unterhielt zahlreiche Kontakte in der Stadt, in der Umgebung und weltweit. Die Szene zeigt die Ankunft des Ehepaars Siebörger in Neuwied nach ihrer Rückkehr von Nicaragua.
Schon 5 Jahre nach Gründung der erneuerten Brüdergemeine 1727 in Herrnhut waren 1732 die ersten Brüder in die Karibik aufgebrochen, um den versklavten Menschen dort ein Zeugnis der Liebe Gottes in Christus zu sein. Zwischen den Jahren 1757 und 1805 gingen allein aus dem Brüderhaus Neuwied 50 Brüder in die Mission nach Übersee oder in entlegene Teile Europas. Die Gemeinde war oft Durchgangsstation für Reisende.
Der Vater von Emilie Dorothea Siebörger, geb. Röper (*1850), war Reiseprediger für den Niederrhein. Diese Diasporaarbeiter hatten die Aufgabe, Kontakte zu Gleichgesinnten und Freunden der Brüdergemeine zu halten, um sich gegenseitig im Glauben zu stärken. Ein Beispiel dieser Verbindungen in die Region ist der Kontakt zu dem katholischen Erweckungsprediger Martin Boos, der 1819 – 1825 Pfarrer in Sayn war. Mitglieder der Brüdergemeine Neuwied besuchten mitunter seine Predigten; als er sein Ende nahen fühlte, ließ er den Brüdergemeinprediger P. J. Roentgen rufen; ein Mitglied der Brüdergemeine pflegte ihn bis zum Ende.
Friedrich Wilhelm Siebörger, 1842 bei Hannover geboren, wurde 1864 in die Brüdergemeine Neuwied aufgenommen. Von 1874 bis 1899 waren Siebörgers Missionare an der Miskitoküste, einem Teil des heutigen Nicaraguas. Der von F.W. Siebörger für seine Frau verfasste Lebenslauf wirft ein Bild auf hohe Motivation, aber auch die Härten des Missionsdienstes. Dazu gehören die Abschiede von den eigenen Kindern zur Erziehung in Deutschland, wie sie damals üblich waren. Zugleich wird berichtet, wie E.D. Siebörger in der musikalischen Begleitung der Gottesdienste, in der Schule und in der Gemeinschaft mit den indigenen Frauen aufging.
An der Ostküste Nikaraguas ist die Brüdergemeine bis heute weit verbreitet. Sitz der Kirchenleitung für etwa 85.000 Mitglieder in 200 Gemeinden ist Puerto Cabezas, von den Einheimischen Bilwi genannt. Weltweit hat die Brüdergemeine (Unitas Fratrum, Moravian Church) heute über eine Million Mitglieder in 24 selbständigen Unitätsprovinzen, fünf Missionsprovinzen sowie 17 Missionsgebieten.
