1750
Die Ankunft der ersten Siedler mit Philipp Heinrich Molther
Mit dem Diorama wird die Vorgeschichte (Brüder-Unität, Herrnhaag) und die ersten mühsamen Jahre in Neuwied erzählt. Auch die große Rolle der Musik soll genannt werden. 1773 ist der Bläserchor erstmals belegt, der erste im heutigen Rheinland-Pfalz.
Am 16. Oktober 1750 kamen die ersten Siedler der Herrnhuter Brüdergemeine in Neuwied an. Die Szene erinnert bewusst an die Angehörigen der Brüder-Unität in Böhmen und
Mähren, die im 18. Jahrhundert aus ihrer Heimat flohen (Bild rechts). Auf dem Land des Grafen Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf fand ein Teil von ihnen 1722 Zuflucht und gründete den Ort Herrnhut. Nach der inneren Erneuerung 1727 verbreitete sich die Bewegung in Europa. Auf dem Herrnhaag in Hessen bildete sich ab 1738 eine blühende Gemeinde. Auch Protestanten aus der Schweiz und Frankreich fanden dort einen Ort, ihren Glauben in ihrer Weise frei zu leben.
Der gebürtige Elsässer Ph. H. Molther, ein Anhänger Zinzendorfs, war schon 1742 zu Besuchen bei Protestanten in Frankreich gesandt worden. Als die Herrnhuter 1750 den Herrnhaag verlassen mussten, weil der neue Büdinger Graf sie nicht mehr wie bisher duldete, wurde Molther zum Prediger der neuen französischsprachigen Herrnhuter Gemeinde in Neuwied berufen. Graf Friedrich Alexander III. zu Wied hatte die Siedler bewusst angeworben und nahm sie gerne auf, waren die Herrnhuter doch für ihre handwerklichen Fähigkeiten und ihre Tüchtigkeit bekannt.
Den ersten Familien wurde ein vom wiedischen Baudirektor Behagel angemietetes Haus zugewiesen. Anfänglich herrschten Enge, Kargheit, Armut und Unsicherheit. Sie lebten notdürftig von der Hand in den Mund. Erst als ihnen die dauerhafte Ansiedlung von Graf Zinzendorf aus Herrnhut und im Rahmen einer Konzession durch Graf zu Wied 1754 erlaubt worden war, konnte eine ausgeprägte Bautätigkeit beginnen und sich das Gemeindeleben entfalten.
1773 ist erstmals der Einsatz eines Blechbläserchores belegt. Es ist aber davon auszugehen, dass seit Beginn Musikinstrumente bei den gottesdienstlichen Versammlungen zum Einsatz kamen. Molther selbst, dessen interessante Vita ausführlich erforscht ist, hatte schon 1735 in Jena Zinzendorfs Sohn in Musik unterrichtet; auf dem Herrnhaag verfasste er mehrere Kompositionen, u. a. die sog. Herrnhaag-Kantate.
1761 verließ er Neuwied Richtung Irland, wo er 1780 starb. 1775 war er noch zum Bischof geweiht worden.
